Gesine Köppe im Interview mit „Der Standard“ (Phillip Pramer, 21.04.2024)
Phillip Pramer führte ein Interview mit Gesine Köppe von der ITA Academy für einen Artikel in "Der Standard". Der Schwerpunkt des Gesprächs lag auf der Entwicklung der Nachhaltigkeit in der Textilbranche in den vergangenen Jahrzehnten.
1950: vier Kollektionen pro Jahr erscheinen als zu wenig. Die daraus resultierende Aufgabe für die Modekonzerne lautet: den Verschleiß beschleunigen, damit die Menschen öfter neue Wahre kaufen
Heute: Fast Fashion mit 12-24 Kollektionen pro Jahr, jährlich 80 – 150 Mrd. neue Kleidungsstücke
Die Vision der Bekleidungsindustrie aus dem Jahr 1950 ist 70 Jahre später wahr geworden.
Dabei zahlt jedoch die Umwelt einen hohen Preis: rund 8-10% der globalen Treibhausgasemissionen stammen aus der Bekleidungsindustrie. Pestizide beim Baumwollanbau, sowie das Färben und Imprägnieren der Kleidung sorgen zusätzlich für ökologische Belastungen. Recycling ist oft zu teuer und nicht rentabel für die Hersteller.
Die Lebensdauer von Kleidungsstücken verkürzt sich rapide, da die Textilindustrie steigende Verbraucherpreise mit minderwertiger Qualität ausgleicht und die Gesellschaft beständig dem neusten Modetrend hinterherjagt.
Das Problem hochwertiger Kleidung besteht darin, dass Fast Fashion einen immer größeren Marktanteil gewinnt. Bei dieser Art der Produktion, werden häufig kurze Baumwollfasern verwendet. Gepaart mit der geringfügigen Fadendicke und -dichte entsteht so ein minderwertiger Stoff – dieser ist deutlich günstiger, aber qualitativ schlechter.
Um den Herstellungsprozess zu beschleunigen werden die Kleidungsstücke zu schnell durch den Herstellungsprozess „gejagt“. Dadurch können sich „die Fasern nicht an die neue Form gewöhnen“. Empfohlen wird, den Stoff bis zu 48 Stunden ruhen zu lassen, damit die Kleidung nicht schon beim ersten Waschen die Form verliert – das dauert länger, erhöht aber die Qualität.
Während die Produzenten immer niedrigere Standards haben und möglichst günstige Kleidung herstellen wollen, erwarten die Verbraucher zunehmende Qualität. Während eine Jeans früher mehrmals geflickt wurde, gilt sie heute bereits bei einem Loch als kaputt.
Das Thema der Nachhaltigkeit ist in unserer Gesellschaft mittlerweile weitgehend angekommen und vielen ein Begriff. Doch wie genau beeinflusst dieses neue Bewusstsein die Bekleidungsindustrie? Wie nicht nur der oben genannte Artikel zeigt, muss die Industrie ihre Gewohnheiten und Visionen überdenken, um ihren Beitrag zur Zukunft unseres Planeten zu leisten.
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Quelle: Artikel in “Der Standard” von Phillip Pramer vom 21.04.2024